Das Projektziel unseres diesjährigen deutsch-französischen Austausches beim Besuch der Franzosen am Gymnasium Langen im April war die Erstellung einer zweisprachigen Zeitung rund um die Entdeckung von Berufen und lokalen Unternehmen.
Die deutschen und französischen Schüler besuchten also Betriebe und Einrichtungen in Langen und Umgebung, und führten Interviews durch.
Auf diese Weise lernten sie verschiedene Berufe kennen und setzten Grundkenntnisse über die Produktion einer Zeitung und das Verfassen von Berichten und Interviews um, die ihnen im Vorfeld ein ehemaliger Redakteur der Nordsee-Zeitung erläutert hatte.
Dieser Austausch und dieses IN-Projekt (INnovativ, INterdisziplinär, INterkulturell) wurden ermöglicht durch ein Förderungsprogramm des Deutsch-Französischen Jugendwerks.
Anbei können Sie nun das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ansehen. Viel Spaß bei der Lektüre!
Unser diesjähriger Schulaustausch mit der französischen Schule in Roquevaire (Südfrankreich)
von Montag, 18.09.2016 bis Freitag, 29.09.2017
Montag, 18.09.17: Um 8 Uhr 42 verließen wir (25 Schüler des 8. Jahrgangs, Herr Kuhlmann und ich, Frau Moreau) den Hauptbahnhof Bremerhaven. Trotz der langen Bahn- und Busreise kamen wir gut gelaunt und freudig aufgeregt am Bahnhof „Aix-en-Provence TGV“ gegen 23 Uhr 20 an, wo wir von unseren Gastfamilien abgeholt wurden.
Dienstag, 19.09.17: Aufgrund der späten Ankunft fing das Austauschprogramm zum Glück erst um 9 Uhr an. Im Collège Louis Aragon wurde die zwei ersten Unterrichtsstunden Kennenlernspielen in der Kantine gewidmet.
Nach einer Begrüßung durch die dortige neue Schulleitung, gab es ein Frühstück, wobei von deutscher Seite festgestellt wurde: „Die Croissants schmecken viel besser als bei uns!“.
Danach folgten weitere Sprachanimationsspiele.
Mittags zeigten die Franzosen ihren deutschen Partnern, wie das Essen in der geräumigen Kantine vonstattengeht. Nachmittags durften die Deutschen Roquevaire erkunden, während die Franzosen regulären Unterricht hatten. Um 15 Uhr 30 trafen wir die Franzosen auf dem Schulhof wieder. Viele konnten schon nach Hause gehen. Anderen stand noch eine Lateinstunde bevor. Manche Deutschen, deren Partner diese Sprache zusätzlich erlernten, waren neugierig und begleiteten ihre Partner dorthin.
Mittwoch, 20.09.17: Anfangs fanden Vokabelaktivitäten satt, als Einführung in die drei Geschichten, welche Marie, Mitglied der Straßentheatertruppe „Compagnie La Rumeur“ (http://www.larumeur.eu/), in der 2. Hälfte des Vormittages dann abwechselnd je einer Hälfte der Gruppe vorstellten. Sie interpretierte die Rollen hauptsächlich durch Gestik und Mimik, ohne Requisiten. Ich tat ihr das auf Deutsch nach, sodass alle die Handlung in beiden Sprachen gut nachvollziehen konnten. Am Schauspiel hatten Akteure und Zuschauer gleichermaßen Spaß.
An der Umwandlung dieser Geschichten in deutsch-französische Theaterszenen haben wir in den nächsten Tagen gearbeitet. Ziel war nämlich eine Aufführung dieser selbst geschriebenen Szenen vor den Familien zum Abschluss unseres Aufenthalts.
Den Nachmittag verbrachten die Schüler in ihren Gastfamilien.
Donnerstag, 21.09.17:
Morgens fuhren wir nach „Les Baux de Provence“, einem mittelalterlichen Bergdorf, mit dem Reisebus ca. 1, 5 Stunden von Roquevaire entfernt. Der Bus blieb auf halber Höhe parken, so stiegen wir durch das Dorf zu Fuß bis zur Burg. Mit zwei perfekt zweisprachigen Fremdenführerinnen erkundeten wir Gelände und Burg. Anlässlich der benachbarten Kunstausstellung in den „Carrières de lumière“ waren auf dem Burggelände vier riesige Statuen des amerikanischen Skulpteurs Philip Haas installiert worden, welche die vier Jahreszeiten darstellen, nach dem italienischen Maler Arcimboldo (16. Jhdt.) http://www.chateau-baux-provence.com/fr/geants-darcimboldo.
Auf dem Burggelände, in der Nähe dieser Riesen, nahmen wir unser Picknick ein. Danach hatten wir eine Stunde Freizeit im reizenden mittelalterlichen Bergdorf „Les Baux“, wo wir allerlei Souvenirs erwerben konnten.
Anschließend liefen wir zur den nahe gelegenen „Carrières de lumières“ (http://carrieres-lumieres.com/de). Das Thema der Lichtprojektionsausstellung im Steinbruch der „Baux de Provence“ lautete dieses Jahr: „Bosch, Brueghel, Arcimboldo. Fantastique et merveilleux“. Dabei wurden die gezeigten Bilder von passender Musik begleitet.
Nach der Besichtigung fuhren wir zurück, um die Schulbusse noch rechtzeitig zu erreichen.
Freitag, 22.09.16: Der Vormittag wurde der Entwicklung der Szenen für die geplante Aufführung gewidmet. Gruppen wurden zu den drei Geschichten gebildet: innerhalb dieser deutsch-französischen Gruppen sollte zweisprachig kommuniziert werden, wer welchen Teil der Geschichte wie darstellen sollte. Ein Überblick über die Szenen der Geschichte wurde geschaffen, Rollen verteilt, Dialoge gemeinsam geschrieben und gegenseitig korrigiert. Auch wurde bereits über die Inszenierung, die Kostüme und Requisiten nachgedacht. Und teilweise auch schon geprobt, wobei die Schüler sich paarweise (ein Deutscher / ein Franzose) in ihrer Aussprache berichtigten.
Diese Aktivitäten wurden kurzzeitig unterbrochen, da der Bürgermeister von Roquevaire, Herr Mesnard, die deutsch-französische Gruppe ins Rathaus zum offiziellen Empfang eingeladen hatte. Er betonte die Wichtigkeit des Austausches und sprach eine Einladung an die Lehrer, aber auch vor allem an die Schüler des Gymnasiums Langen aus, gemeinsam am 11. November 2018 des Endes des ersten Weltkrieges zu gedenken. Einerseits sollen die Opfer beider Nationen nicht in Vergessenheit geraten, andererseits soll schwerpunktmäßig eine Friedensfeier u.a. mit Schülern beider Schulen gestaltet werden.
Es folgten ein kleiner Imbiss und ein offizielles Foto auf der Rathaustreppe, bevor in der Schule die Arbeit in den Gruppen wieder aufgenommen wurde.
Mittags aßen wir in der Kantine.
Am Nachmittag sorgte ein Besuch im Hochseilgarten „Cassis Forest“ für eine Herausforderung anderer Art. Nicht mehr die Sprache stand im Vordergrund, sondern körperliche Ertüchtigung, bei manchen gepaart mit gegenseitiger Ermutigung, Verständnis für einander und Solidarität.
Samstag, 23.09. und Sonntag, 24.09.2017: Diese Tage wurden in den Familien verbracht. Viele besichtigten Marseille. Andere fuhren an den Strand, wanderten usw.
Montag, 25.09.17: Am Vormittag wurde die Arbeit in den Gruppen fortgesetzt.
Nach dem Essen in der Kantine fuhren wir mit einem Reisebus nach La Ciotat. Dort unternahmen wir eine Bootstour von ca. 45 min in den Calanques. So nennt man die Felseinbuchtungen in der Gegend von Marseille. An der Calanque du Grand Mugel hielten wir an. Unten im Boot waren ringsum Bullaugen angebracht, von denen aus man die Fische, Seesterne, Quallen, etc. beobachten konnte. Die Calanques bei La Ciotat unterscheiden sich stark von den anderen Calanques bei Marseille; bei La Ciotat bestehen die Felsen nämlich aus dem sogenannten „Pudding“, einem scheckig braunen, brüchigen Konglomerat aus verschiedenem Sedimentgestein, dem die Erosion bizarre Formen verliehen hat, wie den typischen Adlerschnabel oder den Hundskopf.
Nach der Bootstour wurden die Schüler mit ihrem Partner und einen Fragebogen für eine Stunde in die Altstadt geschickt. Danach ging es zurück nach Roquevaire.
Dienstag, 26.09.17:
Es fand ein Ganztagesausflug zu der Calanque Sormiou bei Marseille statt. Die Felsen dieser Calanque bestehen aus Kalkgestein und sind weiß. Erreicht wird die beliebte Calanque nach einer Wanderung von ca. einer Stunde, die zum Schluss lange bergab geht. Zunächst widmeten sich die Franzosen, die regelmäßige Essenszeiten schätzen, ihrem Picknick. Die Deutschen hingegen hatten zum Teil bereits ihr Picknick unterwegs verzehrt und die meisten stürzten sich sofort bis zum Knie ins erfrischende Wasser (ganz durfte aus versicherungsgründen nicht gebadet werden), um sich gegenseitig damit zu bespritzen. Nach dem Essen und Toben begann der Kunstwettbewerb am Strand: in deutsch-französischen Kleingruppen sollte je ein Kunstwerk aus Treibsel und Müll erschaffen und mit zweisprachigem Titel versehen werden. Dabei hatten die Schüler Spaß. Zum Schluss waren alle Gruppen stolz auf ihre Ergebnisse. Nach dem Spiel wurde auch der restliche Müll am Strand gesammelt und in die aufgestellten Mülltonnen entsorgt. Für den Weg zurück nahmen wir uns Zeit, da der Anstieg entsprechend lang war. Unterwegs wurde im Schatten einiger Pinien auch ein Partnerbogen über den Nationalpark der Calanques ausgeteilt, dem vielfältige Informationen über diese einmalige, geschützte Landschaft entnommen werden sollten. Bei der partnerschaftlichen Lösung dieses Bogens entwickelten die Schüler erfreulicherweise großen Eifer :-) Nach der Wanderung hatten wir im Pinienwald noch Zeit, bevor der Bus uns abholen sollte. Diese nutzten wir, um in den Arbeitsgruppen unsere Geschichten abermals zu proben.
Mittwoch, 27.09.17:
Am Vormittag wurde die Arbeit an den Geschichten fortgesetzt. Zum Schluss gab es eine Generalprobe.
Der Nachmittag wurde in den Familien verbracht.
Donnerstag, 28.09.17: Traditionell unternehmen die Deutschen an dem Tag einen Tagesausflug ohne ihre Partner. Wieder war die hübsche Stadt Aix-en-Provence unser Ziel, in ca. 35 km Entfernung. Dort war Markttag (Bauernmarkt, Blumenmarkt, Kleidung usw.): ein idealer Anlass, um diese fröhliche Stadt zu entdecken! Der Besuch begann mit einer etwa 1,5-stündigen Rallye, bei der die Schüler in Kleingruppen z.B. Schilder ablesen mussten, aber auch Passanten fragen mussten, oder auch Fotos und eine Zeichnung anfertigen mussten. So versicherten die Lehrkräfte sich, dass nicht direkt die Shopping-Meile angepeilt wurde, sondern der Charme dieser wunderschönen Stadt den Schüler nicht verborgen bleiben würde.
Für den Abend waren alle Gastfamilien zu unserer Präsentations- und Abschiedsfeier um 18 Uhr 30 eingeladen worden.
Nach der Begrüßung und Dankesworten wurden die Gewinner der verschiedenen Fragespiele und Rallyes unter den französischen und deutschen Schülern geehrt und mit kleinen Preisen (Typisches aus der Provence) bedacht.
Bei der Aufführung der drei Geschichten zu unserem Projekt-Thema „So ein Theater! / Quelle histoire!“ waren die Darsteller nervös, sprachen nicht immer unbedingt laut genug. Man spürte noch manche Unsicherheit im Ablauf. Dennoch waren die Zuschauer zu Recht beeindruckt von den Darbietungen. Auch imponierte ihnen die Tatsache, dass die Akteure meist in der Zielsprache agierten. Es gab begeisterten Applaus.
Im Anschluss an die Aufführung sprach jeder deutsche Jugendliche einen individuellen Satz des Dankes an seine Gastfamilie.
Zum Schluss wurde dann das von den Eltern zubereitete Büffet eröffnet, und es wurden zwanglos Eindrücke über den Verlauf des Aufenthaltes ausgetauscht. Alle Familien lobten das Benehmen ihres Gastes. Viele versicherten spontan, diesen Gast gern wieder aufnehmen zu wollen. Gegen 21 Uhr räumten alle den Saal gemeinsam auf.
Freitag, 29.09.17: Nach dem tränenreichen Abschiedverließen wir das Collège Louis Aragon um 6 Uhr 45. Nach einigen Zwischenfällen auf der Bahnstrecke kamen wir am Samstag, 30.09.17, um 02 Uhr 30 am Hauptbahnhof Bremerhaven an, wo die Eltern endlich ihre Kinder abholen konnten. Trotz der Verspätung verlief die Reise mit dieser Gruppe sehr angenehm.
Annie Moreau, den 03. November 2017
(Fotos folgen!)